Manodharma, Improvisation mit und ohne Rhythmus.
– Die vier Improvisationstypen in der südindischen Klassik.
Ein Maestro im indischen Gesang oder Instrumentalspiel beweist seine wahre Kunstfertigkeit in der freien Improvisation. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind derart vielfältig, dass keine Ragaperformance einer anderen gleicht. Jede Ragadarbietung ist einzigartig und nicht wiederholbar. Die Improvisation wird in das festgelegte Gerüst eines Ragas eingeflochten. Es ist die Kunst der indischen Improvisation, sich in einem engen Korsett eines komplexen Regelwerkes frei zu bewegen, den Gestaltungsspielraum spontan in vorgegebenen, ritualisierten Möglichkeiten zu ergründen. D.h. immer auch zweckdienlich für die Improvisation Kompositionsformen zu verwenden. In der südindischen Klassik sind es Formate wie die Kritis, Varnams, Tillanas oder Pallavis.
Manodharma bezeichnet in der karnatischen Musik die Form der Improvisation. Im Manodharma Sangeet, dem improvisierten Gesang existieren vier Hauptformen. Sie treten in Erscheinung mit rhythmischer Begleitung oder ohne Bezug zu einem Rhythmuszirkel, dem Tala. Manodharma Sangeet heisst in der sinngemäßen Übersetzung soviel wie “einfallsreiche Musik“.
Sendetermine…
2. Juli 2015 – 22:00 Uhr CET (04:00 pm EST) @ radio multicult.fm (DE)
(Premiere: 18. Juli 2011 – 23:00 Uhr CET @ Tide Radio)
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Für den Schüler beginnt der Unterricht mit dem Erlernen der vorkomponierten Formen, Kalpita Sangita, bevor er sich der freien Improvisationsform nähert. Für den fortgeschrittenen Konzertmusiker ist es Niraval (auch Neraval oder Sahitya Prastara). Niraval ist die gängige Darbietung der Improvisation. Die anspruchsvollste Form der Improvisation in der karnatischen Musik ist Raga Alapana (auch Raga Vistara) oder einfach nur Alap.
So wie die Improvisationsform Alapana als Einführung eines Ragas fungiert, bedienten sich besonders die Veenaspieler eines Préludes: Tana oder Tanam. Zu den Veenas gehört die Sitar, die Sarode und auch die echten Lauten, die Rudra Veenas, einem Saiteninstrument der nordindischen Klassik. Die Rudra Veena galt vor ca. 200 Jahren als die Königin aller Instrumente der indischen Klassik.
Die Gesangsvirtuosen bedienen sich des Tanam in der vorkomponierten Improvisationsform Ragam Thanam Pallavi, sozusagen eine Komposition innerhalb einer Improvisation.
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