Sri Lanka: Kinder im Kreuzfeuer
Bürgerkriegsopfer brauchen Hilfe
Sennappu blieb nur eine Zehntelsekunde, um ihre 18 Monate alte Tochter zu retten. Als die Bombe explodierte, warf sie sich instinktiv über ihr Baby. Das kleine Mädchen überlebte. Aber ihre Mutter Sennappu war auf der Stelle tot.
Der Bürgerkrieg im Norden Sri Lankas geht trotz internationaler Aufrufe und Proteste weiter. Immer mehr Zivilisten geraten zwischen die Fronten. Schätzungsweise 200.000 bis 250.000 Menschen sind betroffen. Obwohl Sicherheitszonen für Bevölkerung festgelegt wurden, kommt es auch dort zu Kämpfen. Unbeteiligte Zivilisten wie Sennappu sowie viele Kinder sterben weiter.
In den vergangenen Wochen wurden immer mehr schwer verletzte Kinder evakuiert. Ihre häufigsten Verletzungen waren Splitterwunden, Schussverletzungen, Verbrennungen und Knochenbrüche. Die Krankenhäuser sind überfüllt und es fehlt an Medikamenten und Schmerzmitteln. Besorgnis erregend ist, dass immer mehr Kinder als Soldaten rekrutiert werden. Viele Kinder im Norden Sri Lankas sind wegen der Kämpfe seit einem Jahr nicht mehr zur Schule gegangen.
„Allein letzte Woche sind Hunderte Kinder bei den Kämpfen verletzt worden´“, sagt Philippe Duamelle, Leiter von UNICEF Sri Lanka. „Kinder werden getötet, rekrutiert, sie müssen fliehen, werden von ihren Familien getrennt, man enthält ihnen das Notwendigste vor. Statt von Hoffnung ist ihre Kindheit von Angst geprägt.“ UNICEF hat die Regierung und die Rebellenorganisation LTTE erneut eindringlich aufgefordert, die Kinder aus dem Kreuzfeuer zu nehmen und ihnen zusammen mit ihren Familien die Flucht aus den umkämpften Gebieten zu ermöglichen. Doch bis heute sitzen Zehntausende Menschen im Norden von Sri Lanka in der Falle.
UNICEF versorgt gegenwärtig zusammen mit anderen Hilfsorganisationen rund 35.000 Menschen, denen es gelungen war, aus den Kampfgebieten um die Region Vanni zu fliehen. UNICEF stellt den Familien Hygieneartikel, Medikamente- und Erste-Hilfe-Pakete sowie sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Weiter erhalten die Kinder Zusatznahrung und Schulmaterial wie Hefte und Stifte. Krankenhäuser werden mit Medikamenten, Verbandszeug und anderen Hilfsgütern ausgestattet, damit sie verletzte Kinder versorgen können. UNICEF hilft auch, unbegleitete Kinder zu registrieren und sie psychosozial zu betreuen.
Viele Familien mussten in den vergangenen Monaten gleich mehrmals fliehen und all ihre Habe zurücklassen. „Die Kämpfe kamen näher und näher und immer mehr Menschen starben“, sagt eine Mutter, die seit Januar 2008 bereits neun Mal einen neuen Zufluchtsort für ihre Familie suchen musste. „Meine Kinder sahen ihre Freunde sterben. Sie verbrachten Tag und Nacht im Bunker. Sie hatten panische Angst.“ Die Familie hat endlich eine sichere Bleibe gefunden. Doch Zehntausende in der Region Vanni, darunter viele Kinder, sind weiter eingeschlossen.
UNICEF ruft zu Spenden für die Kinder in Sri Lanka auf – unter dem Stichwort „Sri Lanka Nothilfe“.